Susanne Heine

Namhafte Frauen am Beginn der christlichen Zeit

1.    Die Texte des Neuen Testaments sind über einen Zeitraum von etwa 70 Jahren entstanden; ab 49/50 die Briefe des Paulus als älteste Dokumente, bis zu den Pastoralbriefen zu Beginn des 2. Jahrhunderts oder noch später. Dazwischen hat sich vieles ereignet: Der römisch-jüdische Krieg ab 66, der im Jahr 70 mit der Zerstörung Jerusalems und des Tempels endete. Die Juden und auch die ChristInnen wurden vertrieben. Sodann die Verfolgung der ChristInnen durch die römischen Kaiser mit ihrem Kaiserkult. Dies geschah zwar nicht flächendeckend, flammte aber immer wieder auf z.B. unter Domitian (81-96) oder Trajan (98-117). Jedenfalls waren die ChristInnen des Hochverrates verdächtig, da sich viele weigerten, an den obligatorischen polytheistischen Staatskulten teilzunehmen. In der Folge gab es Märtyrer, aber auch Versuche, sich den damaligen gesellschaftlichen Strukturen anzupassen, die patriarchal organisiert waren, um keinen Anstoß zu erregen.

2.   Das alles hat sich in den Texten niedergeschlagen, auch wenn davon nicht ausdrücklich berichtet wird. Denn damals haben alle gewusst, worum es geht. Für heutiges Verstehen ist es daher zentral, den Kontext zu beachten, der hinter den verschiedenen Textüberlieferungen steht. Es gilt zu fragen: Wer hat wann und worüber zu wem gesprochen oder wem geschrieben?

3.   Frauen sind kein primäres Thema im Neuen Testament, denn im Mittelpunkt stehen Gott und sein Offenbarer Jesus Christus. Daher wäre es anachronistisch, heutige, aus der Aufklärungszeit stammende Vorstellungen über Frauen in die Texte hineinzutragen. Es geht darum, die Texte selbst sprechen lassen.

4.    Jede Übersetzung ist eine Interpretation und abhängig vom Denkhorizont und den Interessen der ÜbersetzerInnen. Dies gilt noch mehr für die InterpretInnen und KommentatorInnen.

Ich wähle einige prominente Frauen aus und gehe nach der Chronologie der Textentstehung vor. Die dazugehörigen Handouts enthalten längere Ausschnitte aus den biblischen Texten mit einem kurzen Kommentar zum Nachlesen. Was ich nun vorstelle, ist nicht völlig neu, aber ein inzwischen anerkanntes Ergebnis exegetischer Forschung, das auch etwas Entscheidendes bewirkt hat: Aufgrund der folgenden exegetischen Analysen und Argumente haben die evangelischen Kirchen des Westens die Ordination der Frauen zum Geistlichen Amt eingeführt.[i]

1. Phöbe, die Diakonin

Das 16. Kapitel des Römerbriefes (1-16), den Paulus etwa im Jahr 56 in Korinth geschrieben hat, besteht aus einer Grußliste, die neben einer Reihe von Männern viele Frauen erwähnt. Manche werden Mitarbeiter in Christus genannt. Gleich am Anfang (Vers 1-2) steht eine Frau namens Phöbe, die den Brief des Paulus an die Römer nach Rom bringen soll: „Ich empfehle euch unsere Schwester Phöbe […] Nehmt sie im Namen des Herrn auf, wie es Heilige [ChristInnen] tun sollen.“ Paulus nennt Phöbe „Diakonder Gemeinde in Kenchreä“, ein Ort am Osthafen von Korinth, der heute unter Wasser liegt.

Die Einheitsübersetzung von 2016 (E) und die Lutherübersetzung (L) von 2017 aber nennen sie sehr vage die „Dienerin der Gemeinde von Kenchreä“. Aber hier steht das griechische Wort diákonos, das es nur in der männlichen Form gibt und daher eine Amtsbezeichnung darstellt. Die Zürcher Bibel von 2007 (Z) übersetzt somit richtig: „Diakonin der Gemeinde von Kenchreä.“ Immerhin bemerkt die Einheitsübersetzung in einer Fußnote, dass an dieser Stelle im Griechischen diákonos steht, allerdings ohne Kommentar zur Bedeutung dieses Wortes.

Weiter heißt es über Phöbe: „denn für viele war sie ein Beistand, auch für mich selbst.“ Mit „Beistand“ wird in der Regel das griechische Wort prostá­tis übersetzt. Prostátis aber bedeutet in erster Linie Vorsteherin oder eine Frau, die leitet oder anleitet, auch im geistig-geistlichen Sinne. Phöbe kann also auch für andere und Paulus eine „Leitfigur“, eine geistliche Wegleiterin, ein Vorbild gewesen sein. Jedenfalls hat Phöbe das Amt einer Diakonin bekleidet.

2. Junía, die Apostelin

Junía wird in Vers 7 gegrüßt, zusammen mit Andronikus, vermutlich ihr Ehemann. Paulus nennt sie Volksgenossen, sie waren also Judenchristen, und sind wie Paulus im Gefängnis gesessen. In der E-Übersetzung heißt es dann: „sie ragen heraus unter den Aposteln“, in der L-Übersetzung: „die berühmt sind unter den Aposteln“, in der Z-Übersetzung: „Sie sind angesehen unter den Aposteln.“ Im Griechischen steht die Wendung epíseemoi en to?s apostólois. Diese Wendung lässt sich exklusiv übersetzen mit „angesehen von den Aposteln, dann ist Junía keine Apostelin; aber auch inklusiv im Sinne von „hervorragend unter den Aposteln“, dann zählt Junía zu den Aposteln.

Beide Übersetzungen sind möglich, aber die Tradition der Kirchenväter spricht für die inklusive Form. Johannes Chrysostomos, Bischof von Konstantinopel (4. Jahrhundert), schreibt in seinem Kommentar zum Römerbrief über Junía: „Es ist schon etwas Großes, ein Apostel zu sein; aber erst unter den Aposteln hervorragend zu sein, bedenke, was das für ein Lob ist! […] Ach, was muss das für eine erleuchtete Tugend dieser Frau gewesen sein, dass sie des Titels eines Apostels würdig erachtet wurde!“[ii] Die griechisch-orthodoxe Kirche verehrt Junía als Gefährtin des Andronikus und zählt beide zu den 72 bzw. 70 Aposteln, die Jesus auf dem Weg nach Jerusalem auswählt und vorausschickt  (Lk 10,1-17).

Die Aussendungsrede an die 72 Apostel entspricht deutlich der Aussendungsrede an die 12 Apostel (Mt 9,37-38; 10,4-14).[iii] Der biblische Befund zeigt, dass das Apostolat damals nicht auf den Zwölferkreis beschränkt war.

Ihre Gefangenschaft aber ist das entscheidende Argument dafür, dass Junía eine Apostelin war. Sie muss also öffentlich predigend aufgetreten sein. Denn öffentliche Verkündigung, die Aufgabe der Apostel, hatte damals bei den römischen Besatzern immer die Angst vor Aufständen ausgelöst und zu Inhaftierungen geführt.

3. Maria Magdalena

Damit komme ich zu den viel später entstandenen Evangelien. Unter allen genannten Frauen sticht Maria Magdalena besonders hervor. In allen Frauenlisten steht sie immer an erster Stelle, und in den Kreuzigungs- und Auferstehungserzählungen spielt sie eine zentrale Rolle.

Nach den ersten drei Evangelien standen unter dem Kreuz auch viele Frauen, die Jesus von Galiläa aus nachgefolgt waren. Matthäus nennt namentlich „Maria aus Magdala, Maria, die Mutter des Jakobus und des Josef, und die Mutter der Söhne des Zebedäus“ (27,55-56); Markus nennt „Maria aus Magdala, Maria, die Mutter von Jakobus dem Kleinen und Joses, sowie Salome“ (15,40-41). Lukas nennt an dieser Stelle keine Namen, sondern spricht nur von den „Frauen, die ihm von Galiläa aus nachgefolgt waren und die dies mit ansahen“ (Lk 23,49). Aber an anderer Stelle heißt es bei Lukas (8,1-3): „Die Zwölf begleiteten ihn und auch einige Frauen“. Mit Namen genannt werden Maria Magdalena, Johanna und Susanna.[iv] Zu den Nachfolgerinnen zählten also auch Ehefrauen und Mütter, nicht nur Jungfrauen.

Wie der Apostelkreis war auch der Nachfolgekreis damals nicht auf die zwölf Jünger beschränkt.

Die Frauen wachen am Grab, wieder wird Maria Magdalena als erste genannt. Sie sind die ersten Zeuginnen des leeren Grabes, und werden vom Engel beauftragt, davon den geflohenen Jüngern zu berichten. Die Frauen aber schweigen, weil sie sich fürchten (Mk 16,8), oder sie berichten, aber die Jünger glauben es nicht und tun es sogar als Frauengeschwätz ab (Lk 24,11).

Aber: Es gibt drei Stellen, wo der Auferstandene selbst zuerst den Frauen erscheint und damit zuerst der Maria Magdalena:

a)    Matthäus 28: In Vers 7 sagt der Engel zu den Frauen, sie sollen den Jüngern sagen: „er [Jesus] geht euch voraus nach Galiläa, dort werdet ihr ihn sehen.“[v] Zwei Verse später kommt der Auferstandene selbst den Frauen entgegen und sagt: „Geht und sagt meinen Brüdern, sie sollen nach Galiläa gehen und dort werden sie mich sehen[vi] (Verse 9-10). Hier handelt es sich um eine Dublette, denn Jesus sagt zu den Frauen, was sie bereits vom Engel wissen. Das deutet auf eine Einzelüberlieferung hin.[vii]

b)    Markus 16: In Vers 9 heißt es: „Als Jesus am frühen Morgen des ersten Wochentages auferstanden war, erschien er zuerst Maria aus Magdala.“ Dieser Vers steht am Anfang des Schlussabschnittes des Markusevangeliums (Verse 9-20), der einige Aspekte der Ostererzählung aus anderen Überlieferungen enthält und dem Markusevangelium erst später angefügt wurde. Vergleicht man diese Aussage der Ersterscheinung Jesu vor Maria Magdalena mit Mt 28, 9-10, dann hat sich die Einzeltradition offenbar auch hier niedergeschlagen.

c)    Johannes 20: Noch deutlicher für die Einzeltradition spricht der Abschnitt der Verse 14-18, der von der weinenden Maria Magdalena erzählt, die den Leichnam Jesu sucht. Da begegnet ihr der Auferstandene selbst, den sie zunächst für einen Gärtner hält. Als Jesus ihren Namen ausspricht, erkennt sie ihn, den „Rabbi“, der zu ihr sagt: „Geh aber zu meinen Brüdern und sag ihnen: Ich gehe hinauf zu meinem Vater und eurem Vater, zu meinem Gott und eurem Gott. Maria von Magdala kam zu den Jüngern und verkündete ihnen: Ich habe den Herrn gesehen. Und sie berichtete, was er ihr gesagt hatte.“

Den Auferstandenen gesehen zu haben, begründete damals das Apostolat. So verteidigt sich z.B. der Apostel Paulus gegenüber den Korinthern, die aufgrund von Parteiungen seine Autorität anzweifeln: „Bin ich nicht ein Apostel? Habe ich nicht Jesus, unseren Herrn, gesehen“ (1Kor 9,1)? Da nun Maria Magdalena den Herrn zuerst gesehen hat, ist sie die erste Verkünderin der Osterbotschaft und eine Apostelin. Aufgrund dessen erhielt sie in der Tradition der Kirchenväter den Titel apostola apostolorum, Apostelin der Apostel.

Aber nicht nur Maria Magdalena allein, sondern alle Frauen, die den Auferstandenen gesehen hatten, erhalten diesen Titel. Anfang des 3. Jahrhunderts schreibt Hippolyt von Rom in seinem Hoheliedkommentar über diese Frauen: „Ein gutes Zeugnis offenbaren uns jene, die Apostel wurden für die Apostel, gesandt durch Christus.“ Christus selbst begegnete ihnen, „damit diese Frauen seien Apostel Christi.“[viii]

Johannes Chrysostomos stellt die Frauen den Jüngern als Vorbild hin: „Beherzige auch, wie anhänglich sie [die Frauen] sind. Sie hatten den Herrn begleitet und bedient und blieben auch in der Gefahr an seiner Seite. So kam es, dass sie von allem Zeugen waren: wie er rief, wie er verschied, wie die Felsen zerbarsten und was sonst noch vorging. Diese Frauen sehen Jesum zuerst wieder; das am härtesten vom Fluche getroffene Geschlecht genießt zuerst den Anblick seines Lohnes; sie sind es, die am meisten Mut an den Tag legen. Die Jünger waren geflohen, sie harrten bei ihm aus. […] Hast du gesehen, wie mutig die Frauen waren? […] Wir Männer, lasset uns diese Frauen nachahmen, verlassen wir Jesum nicht in den Stunden der Prüfungen!“[ix] Und an die Adresse der Frauen gerichtet schreibt er: „Siehe, wie er [Jesus] selbst durch die Frauen den Jüngern die frohe Kunde entbietet, um, wie ich des öfteren erklärt habe, das gar so verachtete Frauengeschlecht zu Ehren zu bringen, glückliche Hoffnungen in ihm zu wecken und seine Leiden zu heilen.“[x]

Im Ganzen gesehen, stehen die Kirchenväter in der patriarchalen Tradition, die Frauen von Verkündigung und Lehre sowie von kirchlichen Ämtern ausschloss. Umso erstaunlicher und bedeutender ist, dass die Überlieferung von den Osterzeuginnen als apostolae apostolorum lange Zeit aufrechterhalten wurde.

4. Priska (Priscilla), Nympha und Lydia

Das christliche Gemeinschaftsleben begann mit Hausgemeinden, die auch als Stützpunkte für durchreisende Missionare dienten. Es waren eher die reicheren Leute, in deren Häusern sich die ChristInnen versammelt und das Abendmahl gefeiert haben unter der Anleitung des Hausherrn oder der Hausherrin. So heißt es z.B. in Apostelgeschichte 2,46 (vgl. 20,7): „Und sie […] brachen das Brot hier und dort in den Häusern.“ Dass es damals viele Hausgemeinden gegeben hat, belegen die Paulusbriefe und die Apostelgeschichte.

Auch Frauen sind Hausgemeinden vorgestanden. Ich greife drei namentlich genannte heraus:[xi]

a)    Priska mit ihrem Mann Aquila, Mitarbeiter des Paulus, die alle dasselbe Handwerk ausübten, nämlich Zelt- bzw. Segelmacher.[xii] Priska wird meist an erster Stelle genannt. In der Grußliste Röm 16 (3-5; vgl. 1Kor 16,19) heißt es: „Grüßt Prisca und Aquila, meine Mitarbeiter in Christus Jesus […]. Grüßt auch die Gemeinde, die sich in ihrem Haus versammelt!“ Prisca und Aquila haben auch einen gewissen Apollos zu sich genommen, „und legten ihm den Weg Gottes noch genauer dar“ (Apg 18,26) – Priska war also auch eine Lehrende.

Es ist wiederum Johannes Chrysostomos, der in seinem Kommentar zum Römerbrief seine Bewunderung ausdrückt und dabei betont, dass es sich um ein Ehepaar handelt: „Es ist ja auch im verheirateten Stande möglich, Bewunderung zu verdienen und Edelmut zu haben. Sieh, auch Aquila und Priscilla waren verheiratet und leuchteten doch gewaltig hervor, obzwar ihr Beruf nicht gerade ein glänzender war; sie waren nämlich Zeltmacher. Aber ihre Tugend verdeckte alles und machte sie glänzender als die Sonne.“ Geradezu hymnisch äußert sich Chrysostomos über Priska: „Sag’ an, welche Königin hat solchen Glanz erlangt, welche wird so besungen wie diese Frau des Zeltmachers? Sie ist in aller Mund, nicht zehn oder zwanzig Jahre lang, sondern bis zur Wiederkunft Christi. Alle preisen sie auf Grund dieser paar Worte des Paulus [Röm 16,3-5], die sie mehr zieren als ein königliches Diadem."[xiii]

b)    Nympha: Im Kolosserbrief 4,15 heißt es nur kurz: „Grüßt die Brüder in Laodizea, auch Nympha und die Gemeinde in ihrem Haus!“

c)    Lydia: Aus der Apostelgeschichte geht hervor, dass Lydia eine Purpurhändlerin, daher wohlhabend war (16,13-15). Sie bekehrt sich aufgrund einer Predigt des Paulus und lässt sich mit allen, die zu ihrem Haus gehören, taufen: „Eine Frau na­mens Lydia, eine Purpurhändlerin aus der Stadt Thyatira, hörte zu; sie war eine Got­tes­fürchtige[xiv] und der Herr öffnete ihr das Herz. […] Als sie und alle, die zu ihrem Haus gehörten, getauft waren, bat sie: […] kommt in mein Haus.“

Nirgends wir erwähnt, wer die Abendmahlfeier geleitet hat. Es werden weder Männer noch Frauen genannt. Aber: Wenn Lydia bestimmen konnte, dass alle in ihrem Haus getauft werden, ist es plausibel anzunehmen, dass sie auch die Abendmahlsfeier geleitet hat. Und es ist anzunehmen, dass dies auch für andere Leiterinnen einer Hausgemeinde gegolten hat.

5. Die Wende: Frauen verschwinden

Bereits im Neuen Testament werden die Frauen zum Schweigen gebracht. Dies geschieht z.B. durch die „Schriftauslegung in der Schrift“, d.h.: Im Zuge der Überlieferung über einen längeren Zeitraum wurden aufgrund je gegenwärtiger Herausforderungen Kommentare aus anderer Hand in die Texte eingetragen. Ein signifikantes Beispiel ist das Schweigegebot für Frauen im 1. Korintherbrief des Apostels Paulus, 14,34-35: „Wie es in allen Gemeinden der Heiligen üblich ist,sol­len die Frauen in den Versammlungen schweigen; es ist ihnen nicht ge­stattet zu re­den: Sie sollen sich unterordnen, wie auch das Gesetz sagt. Wenn sie etwas lernen wollen, dann sollen sie zu Hause ihre Män­ner fragen; denn es gehört sich nicht für eine Frau, in der Ver­samm­lung zu reden.“

Hier handelt es sich um einen Einschub, der die paulinischen Ausführungen über die prophetische Rede im Gottesdienst unterbricht. Dieser Einschub trägt die Hand­schrift einer späteren Zeit, in die der Titusbrief und der 1. Timotheusbrief fallen. Beide Briefe wurden um die Jahrhundertwende, wenn nicht sogar noch später verfasst und sind nicht von Paulus geschrieben.

Folgende Briefausschnitte bele­gen die zunehmende Tendenz der Chris­­­ten, sich an die patriarchale Umwelt anzupassen, zumal der Ein-Gott-Glaube für die Römer schon provoka­tiv ge­nug war und zu Verfolgungen führen konnte: Die älteren Frauen sollen „die jungen Frauen dazu anhal­ten können, ihre Männer und Kinder zu lieben, besonnen zu sein, ehrbar, häuslich, tüchtig und ihren Män­nern gehorsam, damit das Wort Gottes nicht in Verruf kommt[xv] (Titus 2,4-5).

Noch deutlicher formuliert der 1. Timotheusbrief (2,11-15) unter Berufung auf Genesis 3: „Eine Frau soll sich still und in voller Unterordnung be­leh­ren lassen. Dass eine Frau lehrt, erlaube ich nicht, auch nicht, dass sie über ihren Mann herrscht; sie soll sich still verhalten. Denn zuerst wurde Adam erschaffen, danach Eva. Und nicht Adam wurde verführt, son­dern die Frau ließ sich ver­führen und übertrat das Gebot. Sie wird aber dadurch gerettet werden, dass sie Kin­der zur Welt bringt.“[xvi]

Hinter dem letzten Satz steht die „Gnosis“, eine geistige Strömung, die auch in manche christli­che Ge­meinden Eingang gefun­den hatte. Die Gnostiker lebten asketisch, um durch die Verweigerung von Nach­wuchs das Ende der als böse verstande­nen Welt herbeizuführen. Diese Lehre aber wider­sprach dem christli­chen Verständnis von Gottes guter Schöpfung und dem Auftrag, sich zu mehren (Gen 1,28).

Dass das Schweigegebot für Frauen in 1Kor 14,34-35 nicht von Paulus stammen kann, belegt nicht nur Römer 16, sondern auch eine alte Taufformel, die keinen Unterschied zwischen den Geschlechtern macht, und die Paulus in Galater 3,27-28 zitiert: „Denn ihr alle, die ihr auf Chris­tus getauft seid, habt Christus ange­zogen. Es gibt nicht mehr Juden und Griechen, nicht Sklaven und Freie, nicht männlich und weiblich; denn ihr alle seid einer in Christus Jesus.“ Nach 1Kor 11,4-5 reden auch die Frauen prophetisch. Hier verteidigt Paulus mit widersprüchli­chen Argu­men­­ten die Sitte, dass Frauen (nur) im Gottesdienst ihren Kopf bedecken sollen, dokumentiert aber zugleich, dass  Frauen im Gottes­dienst keineswegs geschwie­gen haben: „Jeder Mann, der betet oder pro­phetisch redet und dabei sein Haupt bedeckt hat, ent­ehrt sein Haupt. Jede Frau aber, die betet oder prophe­tisch redet und dabei ihr Haupt nicht verhüllt, entehrt ihr Haupt.“

Auch im Laufe der Textüberlieferung durch verschiedene Handschriften, vor allem der westlich-lateinischen Sorte, wurden Frauen zum Verschwinden gebracht: Aus Nympha wird ab dem 6. Jahrhundert ein männlicher „Nymphas und die Gemeinde in seinem Haus“.[xvii] Prisca wird weggelassen und nur noch Aquila genannt. Zwar macht erst Ägidius von Rom (13. Jahrhundert) aus Junía einen Junías, aber dieser männliche Name, der in der gesamten Antike nicht belegt ist, wurde bis in die 1970er Jahre tradiert.[xviii]

Da die „großen Sünderin“, die reumütige Prostituierte von Lukas 7 (36-50), die Jesus die Füße salbt, keinen Namen hat, wurde sie im Zuge der Auslegungsgeschichte zunehmend mit Maria Magdalena identifiziert. So auch von Papst Gregor I., dem Großen, der im 6. Jahrhundert diese Interpretation kraft seiner Autorität als Papst zum Standard werden ließ und damit das Schicksal der Magdalenerin besiegelte.[xix]

Dies hängt mit Gregors Interesse am Zölibat zusammen. Damals waren Priester verheiratet, und Gregor verlangt nicht die Scheidung, ermahnt aber in einem Brief, Geistliche sollen „ihre Ehefrau nicht entlassen, sondern auf dem Wege der Keuschheit leiten“.[xx] Noch radikaler lautet sein Brief an den Subdiakon Petrus in Sizilien: „Keiner darf zum Altardienste zugelassen werden, dessen Keuschheit sich nicht schon vor der Übernahme dieses Dienstes bewährt hat.“[xxi]Vergessen war die rhetorische Frage des Paulus: „Haben wir nicht das Recht, eine Schwester im Glauben als Frau mitzunehmen, wie die übrigen Apostel und die Brüder des Herrn und wie Kephas“ (1Kor 9,5)? Kephas, also Petrus, war bekanntlich verheiratet. Paradoxer Weise konnten die zölibatären Priester dann die gefährlichen Frauen in Gestalt einer halbnackten Maria Magdalena auf Bildern vieler Künstler betrachten.

Solche Analysen und Argumente, die namhafte Frauen am Beginn der christlichen Zeit wieder ans Licht brachten, waren Anlass für die evangelischen Kirchen des Westens, die Ordination der Frauen zum Geistlichen Amt einzuführen. Es wäre zu wünschen, dass auch die römische Kirche auf diese Argumente hört.

Paulus über den Gottesdienst – und was sich in 50 oder noch mehr Jahren verändert hat

Einheitsübersetzung 2016; E)

Von Paulus im Jahr 54 geschrie­ben: 1 Kor 14, 26-40

26 Wenn ihr zusammenkommt, trägt jeder etwas bei: einer einen Psalm, ein anderer eine Lehre, der dritte eine Offenbarung; einer redet in Zungen und ein anderer übersetzt es. Alles geschehe so, dass es aufbaut. 

27 Wenn man in Zun­gen reden will, so sollen es nur zwei tun, höchstens drei, und zwar einer nach dem ande­ren; dann soll einer übersetzen. 

28 Wenn aber niemand übersetzen kann, soll der Zungenredner in der Ge­meinde schweigen. Er soll es bei sich selber tun und vor Gott. 29 Auch zwei oder drei Pro­pheten sol­len zu Wort kommen; die an­deren sollen urteilen. 30 Wenn aber noch einem andern Anwe­senden eine Of­fenbarung zuteil­wird, soll der erste schwei­gen; 31 einer nach dem an­dern könnt ihr alle prophe­tisch re­den. So lernen alle etwas und alle werden er­mutigt. 32 Die Äußerung pro­pheti­scher Einge­bungen ist näm­lich dem Willen der Pro­phe­ten un­ter­­worfen. 33 Denn Gott ist nicht ein Gott der Unord­nung, son­dern ein Gott des Frie­dens.

[34-35: Einschub]

36 Ist etwa das Gotteswort von euch ausgegangen? Ist es etwa nur zu euch gekommen? 37 Wenn einer meint, Prophet zu sein oder geist­erfüllt, soll er in dem, was ich euch schreibe, ein Ge­bot des Herrn erken-nen. 38 Wer das nicht anerkennt, wird nicht anerkannt. 39 Strebt also nach dem propheti­schen Reden, meine Brü­der und Schwestern, und ver­­hindert nicht das Reden in Zun­gen! 40 Doch alles soll in An­stand und Ord­nung ge­schehen.

Das Schweigegebot für Frauen ist ein späterer Ein­schub:  

die Verse 1 Kor 14, 34-35:

Wie es in allen Gemeinden der Heiligen üblich ist, 34sol­len die Frauen in den Ver­samm­lungen schweigen; es ist ihnen nicht ge­stattet zu re­den: Sie sollen sich un­ter­ord­nen, wie auch das Gesetz sagt. 35 Wenn sie etwas lernen wollen, dann sollen sie zu Hause ihre Män­ner fragen; denn es gehört sich nicht für eine Frau, in der Ver­samm­lung zu reden.

Dieser Einschub trägt die Hand­schrift einer späteren Zeit, in die der 1. Timotheusbrief und der Titusbrief fallen.

Die alte Taufformel, die Paulus zitiert, macht keinen Unterschied zwischen den Geschlechtern: Galater 3, 28

27 Denn ihr alle, die ihr auf Chris­tus getauft seid, habt Christus ange­zogen. 28 Es gibt nicht mehr Juden und Griechen, nicht Sklaven und Freie, nicht männlich und weiblich; denn ihr alle seid einer in Christus Jesus.

Auch Frauen reden prophetisch:

1 Kor 11, 4-5

4 Jeder Mann, der betet oder pro­phetisch redet und dabei sein Haupt bedeckt hat, ent­ehrt sein Haupt. 5 Jede Frau aber, die betet oder prophe­tisch redet und dabei ihr Haupt nicht verhüllt, entehrt ihr Haupt.

Wenn Paulus die Frauen auffordert, (nur) im Gottesdienst ihren Kopf zu be­decken, dann will er an einer da­mali­gen Sitte festhalten (V.16), die er mit widersprüchli­chen Argu­men­­ten zu verteidigen sucht. Zu­gleich belegt er, dass  Frauen im Gottes­dienst keineswegs ge­schwie­gen haben.

Erst ein halbes Jahrhundert spä­ter, um die Jahrhundertwende, wenn nicht sogar noch später, nicht von Paulus geschrieben:

1 Tim 2, 11-15

11Eine Frau soll sich still und in voller Unterordnung be­leh­ren lassen. 12 Dass eine Frau lehrt, er­laube ich nicht, auch nicht, dass sie über ihren Mann herrscht; sie soll sich still verhalten. 13 Denn zuerst wurde Adam er­schaffen, da­nach Eva. 14 Und nicht Adam wurde verführt, son­dern die Frau ließ sich ver­führen und übertrat das Gebot. 

15 Sie wird aber dadurch gerettet werden, dass sie Kin­der zur Welt bringt, wenn diese in Glaube, Lie­be und Heilig­keit ein beson­nenes Lebenführen.

Ebenfalls um die Jahrhundertwen­de, nicht von Paulus geschrie­ben: Titus 2, 4-5

(Die älteren Frauen sollen)

4 die jungen Frauen dazu anhal­ten können, ihre Männer und Kinder zu lieben, 5 besonnen zu sein, ehrbar, häuslich, tüchtig und ihren Män­nern gehor­sam,damit das Wort Gottes nicht in Verruf kommt.

Die beiden Briefausschnitte bele­gen die zunehmende Tendenz der Chris­­­ten, sich an die patriarchale Umwelt anzupassen, zumal der Ein-Gott-Glaube für die Römer schon provoka­tiv ge­nug war.

Hinter dem Verweis auf die Ret­tung der Frauen durch Kinderge­bären steht die Gnosis: Asketisch le­bende Gruppen, die durch die Verweige­rung von Nach­wuchs das Ende der als böse verstan­de­nen Welt herbei­führen wollten. Die Gnosis hatte auch in manche christli­che Ge­meinden Eingang gefun­den, aber ihre Lehre wider­sprach dem christli­chen Schöp­fungsverständnis.

Namhafte Frauen im Neuen Testament (Auswahl)

(Einheitsübersetzung 2016; E)

Phöbe
Röm 16,1

 

 

 

 

Junía
(und Andronikus)
Röm 16,7

 

 

Maria Magdalena

Lk 8,2-3

Joh 20,14-18

 

 

Frauen­listen:

Mt 7,56.61    28,1.9

Mk 5,40.47 16,1.9

Lk 24,10

 

 

 

 

 

Priska/
Priscilla

(und Aquila)

Röm 16,3-5

Apg 18,24-26

1Kor 16,19

 

 

 

Nympha
Kol 4,15

 

 

Lydia
wohlhabende Purpurhänd­le­rin

Apg 16,14-15

„Ich empfehle euch unsere Schwester Phöbe, die auch Diakon [E: Die­nerin, aber griechisch: diákonos] der Gemeinde von Ken­chreä (Ost­ha­fen von Korinth) ist: Nehmt sie (in Rom) im Na­men des Herrn auf, wie es Heilige tun sollen, und steht ihr in jeder Sache bei, in der sie euch braucht; denn für viele war sie ein Bei­stand (griechisch: prostá­tis, kann auch Vorsteherin bzw. eine, die leitet, anleitet be­deuten), auch für mich selbst.“

Das Wort Diakon gibt es im Griechischen nur in der männlichen Form, was auf eine Amtsbe­zeichnung schließen lässt.


„Grüßt Andronikus und Junía, die zu meinem Volk gehören und mit mir zusammen im Gefäng­nis waren; sie ragen heraus unter den Aposteln und haben sich schon vor mir zu Christus be­kannt.“

Dass Junía im Gefängnis war, lässt darauf schließen, dass sie den römischen Behörden gefährlich erschien, weil sie mit Verkündi­gung öffentlich aufgetreten ist. Sie wird später zu einem männ­li­chen Junías gemacht.


Jesus „wanderte von Stadt zu Stadt und von Dorf zu Dorf und verkündete das Evangelium vom Reich Gottes. Die Zwölf be­gleiteten ihn und auch einige Frauen, die von bösen Geistern und von Krankheiten geheilt worden waren: Maria, genannt Magda­lena, aus der sieben Dämonen ausge­fahren waren, Johanna, die Frau des Chuzas, eines Beamten des Herodes, Susanna und viele an­dere“ (Lk 8).

Maria Magdalena war eine Nachfolgerin Jesu und wird in den Frau­enlisten immer an erster Stelle genannt, was auf eine sehr prominente Stellung schließen lässt.

„Jesus sagte zu ihr: Maria! Da wandte sie sich um und sagte auf Hebräisch zu ihm: Rabbuni!, das heißt: Meister.Jesus sagte zu ihr: Halte mich nicht fest; denn ich bin noch nicht zum Vater hin­aufgegangen. Geh aber zu meinen Brüdern und sag ihnen: Ich gehe hinauf zu meinem Vater und eurem Vater, zu meinem Gott und eurem Gott.  Maria von Magdala kam zu den Jüngern und ver­kündete ihnen: Ich habe den Herrn gesehen. Und sie berichtete, was er ihr gesagt hatte“ (Joh 20).

Maria Magdalena hat als Erste den Auferstandenen gesehen, ist daher eine Apostelin. Sie war die erste Verkünderin der Oster­bot­schaft und galt bis ins 5. Jahrhundert als Apostola Apostolo­rum. Im 6. Jahrhundert identifizierte sie Papst Gregor I. mit der reumütigen Prosti­tuierten von Lk 7, 36-50 und verlangte, dass auch verheiratete Priester enthaltsam leben müssen.

Weder Männer noch Frauen werden im NT als Leiter der Mahlfeier genannt.

Wo Frauen dem Haus vorstanden, werden sie auch die Mahlfeier geleitet haben.


„Grüßt Prisca und Aquila, meine Mitarbeiter in Christus Jesus, die für mein Leben ihren eigenen Kopf hingehalten haben; nicht al­lein ich, sondern alle Gemeinden der Heiden sind ihnen dank­bar. Grüßt auch die Gemeinde, die sich in ihrem Haus versam­melt“ (Röm 16)!

Prisca, die meist an erster Stelle genannt wird, hat zusammen mit ihrem Mann, das Ehepaar stammte aus Rom, eine Hausge­meinde geleitet, erst in Korinth, dann in Ephesus.

Prisca und Aquila haben auch einen gewissen Apollos zu sich genommen, „und legten ihm den Weg Gottes noch genauer dar“ (Apg 18)

Prisca war auch eine Lehrende. Später wird nur noch Aquila genannt, Prisca verschwiegen.


„Grüßt die Brüder in Laodizea, auch Nympha unddie Gemeinde in ihrem Haus!

Nympha war Leiterin einer Hausgemeinde. Wird später zu einem männlichen Nymphas gemacht.


„Eine Frau na­mens Lydia, eine Purpurhändlerin aus der Stadt Thyatira, hörte zu; sie war eine Got­tes­fürchtige und der Herr öffnete ihr das Herz, sodass sie den Worten des Paulus aufmerksam lausch­te. Als sie und alle, die zu ihrem Haus gehörten, getauft waren, bat sie: Wenn ihr wirk­lich meint, dass ich zum Glauben an den Herrn gefunden habe, kommt in mein Haus.“

Lydia war Leiterin einer Hausgemeinde. Wenn sie bestimmen konnte, dass alle in ihrem Haus getauft werden, ist es plausibel anzunehmen, dass sie auch die Abendmahlsfeier geleitet hat.

 


[i] Die Frauenordination geht nicht auf die Reformatoren Martin Luther oder Johannes Calvin zurück, sondern wurde erst ab den 1960er Jahren sukzessive in den evangelischen Landeskirchen eingeführt, in Österreich 1965, allerdings zuerst mit einschränkenden Durchführungsbestimmungen. Die rechtliche Gleichstellung von Pfarrern und Pfarrerinnen durch die Generalsynode A. und H.B. erfolgte dann im Jahr 1980.

[ii] Johannes Chrysostomos, Kommentar zum Römerbrief, Homilie 32, 2; Übersetzung: Bibliothek der Kirchenväter, 1. Reihe, Bd. 39.

[iii] Die besondere Funktion der Zwölf bestand darin, die 12 Stämme Israels zu repräsentieren (Mt 19,29; Lk 22,30).

[iv] Von diesen Frauen wird gesagt, dass sie Jesus dienten „mit ihrem Vermögen“ (E), „mit ihrer Habe“ (L), „mit dem, was sie besaßen“ (Z). Die griechische Wendung ek to?n hyparchónton kann sich auf materielle Mittel beziehen, aber es ist nicht anzunehmen, dass die kranke Maria Magdalena, die von Jesus geheilt worden war, sehr wohlhabend gewesen ist. Die Wendung kann auch sehr allgemein bedeuten, wie es ihnen, ihrer Situation entsprechend, möglich war.

[v] Hervorhebung von SH.

[vi] Hervorhebung von SH.

[vii] Der Begriff Einzelüberlieferung bezeichnet Traditionen, die den uns bekannten Texten der Evangelien vorausliegen, aber in deren Letztfassung nicht oder nur teilweise aufgenommen wurden, weil andere Themen bestimmend geworden waren, in diesem Fall der Primat des Petrus. Diese petrinische Tradition wird damit begründet, dass der Auferstandene zuerst dem Petrus erschienen ist, dann den Zwölf (1Kor 15,5). Daraus lässt sich eine Konkurrenzsituation zwischen Petrus und Maria Magdalena erkennen, die zugunsten des Petrus ausgegangen ist. Auch zwischen der petrinischen und der johanneischen Tradition bestand eine Konkurrenz, wie sich aus Johannes 20, 3-8 entnehmen lässt: Petrus (und der Lieblingsjünger) sehen das leere Grab, aber der Auferstandene erscheint nur der Maria Magdalena. Die entsprechenden Stellen bei Matthäus und Markus belegen, dass es sich hier nicht um eine Erzählung des Evangelisten Johannes handelt, sondern um eine unterschwellige, weil verdrängte Überlieferung. Dazu: Susanne Heine, Eine Person von Rang und Namen. Historische Konturen der Magdalernerin, in: Festschrift für Willi Marxen zum 70. Geburtstag,  D.-A. Koch u.a. (Hg.), Gütersloh 1989, 179-194.

[viii] Hippolyt, Cant. 15, 3, Übersetzung in: Hippolytus Werke, Bd. 1: Exegetische und homiletische Schriften, Gottlieb N. Bonwetsch, H. Achelis (Hg.), GCS 1, Leipzig 1897, 353-354. Unter Berufung darauf hat Papst Franziskus im Juni 2016 den Gedenktag der heiligen Maria Magdalena, den 22. Juli, in den Rang eines Apostelfestes erhoben.

[ix] Johannes Chrysostomos, Kommentar zum Matthäusevangelium, Homilie 88, 2 und 3; Übersetzung: Bibliothek der Kirchenväter, 1. Reihe, Bd. 23.

[x] Ebd., Homilie 89, 3. Vergleichbar auch Hieronymus (4. Jahrhundert): „Mir reicht es aus, […], am Ende des Prologs zu sagen, dass der auferstandene Herr zuerst Frauen erschienen ist, und dass sie Apostelinnen der Apostel waren, damit die Männer vor Scham rot werden, da sie nicht gesucht haben, den das fragilere Geschlecht bereits gefunden hatte“ (in: Kommentar zu Zafanja, Buch 1, Prolog: CCL 76A, 674; Übers. SH).

[xi] Erwähnt wird auch eine Hausgemeinde in Jerusalem, die von einer Frau geleitet wurde: Petrus ging „ zum Haus der Maria, der Mutter des Johannes, mit dem Beinamen Markus, wo nicht wenige versammelt waren und beteten“ (Apg 12,12).

[xii] Zur Chronologie: Das Ehepaar stammte aus Rom, und da Kaiser Claudius mit seinem Edikt von 49 die Judenchristen aus Rom vertrieben hatte, flüchteten Priska und Aquila nach Korinth, wo sie Paulus trafen (vgl. Apg 18,1-3). Danach reisten sie mit Paulus nach Ephesus, gründeten auch dort eine Hausgemeinde und unterrichteten den Apollos (Apg 18,24-26). Möglicherweise kehrte das Ehepaar nach dem Tod des Claudius im Jahr 54 nach Rom zurück. Möglich ist auch, dass Paulus sie grüßt, weil die beiden überall bekannt und „alle Gemeinden der Heiden [Heidenchristen]“ ihnen dankbar waren (Röm 16,4). 

[xiii] Johannes Chrysostomos, Kommentar zum Römerbrief, Homilie 31, 3; Übersetzung: Bibliothek der Kirchenväter, 1. Reihe, Bd. 39.

[xiv] Gottesfürchtige wurden damals Menschen („Heiden“) genannt, die sich dem jüdischen Ein-Gott-Glauben und dessen Ethik zuwandten unter Ausschluss der rituellen Gebote.

[xv] Hervorhebung SH.

[xvi] Hervorhebung SH.

[xvii] Hervorhebung SH.

[xviii] Die bahnbrechende Studie über Junía wurde von der US-amerikanischen, römisch-katholischen Theologin Bernadette Brooten 1977 publiziert.

[xix] Gregor I., Evangelien-Homilie, 25, 1.

[xx] Gregor I., Brief XVII, in: Bibliothek der Kirchenväter, Ausgewählte Briefe, Serie 1, Bd. 27. 

[xxi] Gregor I., Brief XXII, in: ebd.

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