LI Mitgliederbrief_10

Liebe Mitglieder der Laieninitiative!

Hannes Mahler†

Das einschneidendste Ereignis seit unserem letzten Mitgliederbrief war ein sehr trauriges: Johannes Mahler, Gründungsmitglied und bis zuletzt aktives Mitglied des Vorstandes der Laieninitiative, ist am Montag, 30. August 2021, für uns völlig überraschend gestorben. Das Vorstands-Team trauert um ihn als Freund und Mitglied, das von Anfang an dabei war. Er hatte stets eine sehr klare, überzeugende Meinung, auf ihn war immer Verlass. Parte und Nachruf.

Trompete von Jericho

Ein Höhepunkt unserer Arbeit sollte schon 2019 zugleich mit dem Zehn-Jahres-Jubiläum der Laieninitiative stattfinden. Im Rahmen der Generalversammlungen aller vier Reformbewegungen war geplant erstmals den Preis Trompete von Jericho zu verleihen. Diese Auszeichnung wird in Zukunft Frauen und Männern verliehen, die mutig (und oft angefeindet und verfolgt) für notwendige Reformen in der Kirche eintreten.  Erste Preisträgerin wird Doris Reisinger (vormals Wagner) sein. Sie führte das berührende TV-Gespräch mit Kardinal Schönborn, der ihr volle Glaubwürdigkeit zugestand. Nach den Corona-bedingten Verschiebungen wird es am 2. Oktober 2021 endlich soweit sein:

Samstag, 2. Oktober 2021 ab 9:00 / Vivaldi Saal des ÖJAB Hauses, Johannesgasse 8, 1010 Wien
Verleihung der „Trompete von Jericho“ an Dr. Doris Reisinger
als Würdigung für besondere Verdienste um die Reform der Katholischen Kirche.

Doris Reisinger widerspiegelt die Intention dieses Preises auf hervorragende Weise. Denn die „Trompete von Jericho“ geht an Personen, die verantwortungsbewusst gegen nicht mehr zeitgemäße kirchliche Regeln aufstehen, um Veränderungen zu bewirken. Gerade Personen, die spirituell oder sexuell missbraucht wurden und den Mut aufbringen, sich öffentlich von innerkirchlichen Sekten loszulösen, sollen gewürdigt werden.

Die Preisverleihung erfolgt im Rahmen der wegen der Corona-Pandemie auf heuer verschobenen Jubiläumsfeiern:
10 Jahre Laieninitiative14 Jahre Pfarrerinitiative /  25 Jahre Wir-sind-Kirche /  50 Jahre Priester ohne Amt.

Als Mitglied der Laieninitiative sind Sie zu diesem besonderen Anlass herzlich eingeladen.
Bitte lassen Sie uns über office@laieninitiative.at wissen, ob Sie teilnehmen können. Progamm.   Einladung.

Die Johannesgasse ist eine Querstraße der Kärntnerstraße zwischen den U-Bahn-Stationen Karls- und Stefansplatz. Zur Johannesgasse 8 braucht man zu Fuß vom Stefansplatz 6 Minuten, vom Karlsplatz 9 Minuten.

Reformgespräche-Kirchenzukunft

Schon im April, im letzten Mitgliederbrief, haben wir Ihnen von einem neuen Veranstaltungsformat berichtet. Es sollte dazu dienen, die Diskussion über die Kirchenreform auch in Zeiten der Corona-Epidemie nicht erlahmen zu lassen. Das ist durch Zoom-Konferenzen gelungen. Zwar wollen wir auf die persönliche Begegnung im Gespräch gewiss nicht auf die Dauer verzichten; wenn diese aber nicht möglich ist, bleibt der virtuelle Austausch, wo man einander immerhin sieht und hört, ein großer Gewinn und erspart außerdem lange Reisen.

Seither haben sich die „Reformgespräche-Kirchenzukunft“ weiterhin bewährt.

Das erste Zoom Online Reformgespräch-Kirchenzukunft fand am 21. April 2021 um 18:00 statt, der Titel lautete:

Zahlungszwang vertreibt die Gläubigen – Neue Möglichkeiten der Finanzierung von Kirchen und Religionsgemeinschaften

AV Aufzeichnung Reformgespräche-Kirchenzukunft Zahlungszwang vertreibt die Gläubigen

Nach diesem ersten (siehe auch Mitgliederbrief 9 und die Einladung dazu), folgten drei weitere:

Am 21. Mai war Univ.-Prof. Dr. Thomas Olechowski bereit, mit uns über juridische Möglichkeiten und Probleme einer Änderung des Kirchenbeitrag-Systems zu sprechen. Prof. Olechowski ist einer der besten Kenner der österreichischen Verfassung und Professor an der Juridischen Fakultät der Wiener Universität. Er meinte, dass es sehr schwer sein würde, das eingeführte System – auch wenn es eine Zwangsmaßnahme Hitlers war – auszuhebeln. Es müssten sowohl Politik als auch die Kirchen und Religionsgemeinschaften überzeugt werden.

Am 6. Juli konnten wir Univ.-Prof. Dr. Johann Pock, Dekan der Katholisch-Theologischen Fakultät in Wien, gewinnen und fragten ihn nach demselben Problem aus einer anderen Perspektive. Kann sich die Kirche auf die Verfassung eines Vereins zurückziehen, der seinen Mitgliedbeitrag notfalls durch Pfändung und Exekution eintreibt? Ist jemand, der der Kirche entfremdet ist und schließlich austritt, um nicht mehr zahlen zu müssen, tatsächlich exkommuniziert? Zur Kirche gehört, wer getauft ist, nicht wer zahlt. Prof. Pock gab zu, dass es hier einige Unklarheiten in der Praxis gibt.

Zwischen den beiden Gesprächen gelang uns ein Gespräch, das nur dank Zoom virtuell möglich war. Am 1. Juli stand uns Univ.-Prof. Dr. Georg Essen, systematischer Theologe an der Berliner Humbold-Universität für das Gespräch zur Verfügung. Sein besonderes Interesse gilt den theologischen Problemen aus dem Beziehungsgeflecht von Religion, Zivilgesellschaft und demokratischem Verfassungsstaat. Prof. Essen machte klar, dass in einer Welt politischer Demokratien eine Kirchenverfassung nicht mehr glaubhaft und wirkungsvoll sein kann, die sich an vordemokratischen Regierungsformen orientiert.

AV Aufzeichnung des Reformgespräches-Kirchenzukunft mit Prof. Essen.

Teilnahme an der Synode

Am 21. Mai überraschte Papst Franziskus damit, dass er der ganzen Kirche einen Prozess der Synodalität verordnete. Er bestätigte damit den synodalen Weg, den die Kirche in Deutschland eingeschlagen hat und brüskierte jene konservativen Kreise, die eine Synode als gefährlich einschätzen.

Die Idee wurde schnell aufgegriffen. Einzelne Pfarren preschten vor, die Katholische Aktion Österreichs (KAÖ) lud dazu ein, sich an einem österreichweiten synodalen Prozess zu beteiligen.

Die Laieninitiative entsprach gern dieser Einladung und reichte einen ersten Katalog von Themen ein, die unbedingt behandelt werden müssen. Dazu gehören:

  • Transparenz und Änderung des Kirchenbeitragssystems
  • Neue Bewertung der Kirchenaustritte
  • Mitwirkung der Diözese bei Bischofsernennungen
  • Ende der Zölibats-Verpflichtung und Weihen für bewährte Frauen und Männer.

Hintergrund dieser Forderungen ist die Überzeugung, dass Kirche in einer Vielfalt von Ordnungen lebt: Was in einem Erdteil und in einer Gesellschaft notwendig ist, muss nicht überall zur gleichen Zeit angebracht sein. Nicht für alle geltende Vorschriften, sondern der gemeinsame Glaube bindet uns zur Kirche, zum Leib Christi zusammen.

In der Hoffnung, einige von Ihnen beim heurigen Treffen aller Kath. Reformorganisationen im Rahmen der Preisverleihung an Doris Reisinger persönlich begrüßen zu können, mit großer Vorfreude im Namen des gesamten Vorstandes – bleiben Sie gesund!

Ewald Benes                   Harald Niederhuber          
Vorsitzender                    Geschäftsführer

Peter Pawlowsky              Annemarie Weinzettl
Stv. Vorsitzender              Schriftführerin 

_____www.laieninitiative.at_____________

P.S.: Der gestaffelte Mitgliedsbeitrag für den Verein Laieninitiative beträgt unverändert für Studenten € 10, für Einzelpersonen € 20 und für Familien € 30.

Die Laieninitiative; IBAN: AT79 4300 0470 3823 0000; BIC: VBWIATW1
Herzlichen Dank für Ihren Beitrag und Ihre Spende!

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