Herbert Bartl
Ermutigung der Gemeinden
–Verantwortung haben nicht die Bischöfe
Liebe Schwestern und Brüder,
ich wurde gebeten ein kurzes Statement der Ermunterung zu geben. Ausgehen möchte ich von einigen Bibelstellen, die für mich von ganz besonderer Wichtigkeit sind. Das Gebot der Gottes und Nächstenliebe,
die Zusage Jesu „ich bin bei euch alle Tage bis ans Ende der Zeit“, „wo zwei oder drei in meinem Namen versammelt sind, binich mitten unter ihnen“, „Gott ist euer Vater ihr aber seid Geschwister“ und der Satz der auch das Motto unseres Konferenz ist: „Tut dies zu meinem Gedächtnis“.
Gerade dieser Wunsch bzw. Auftrag Jesu am Abend vor seinem Leiden ist immer mehr in der Krise. Für immer weniger Menschen ist dieser Auftrag offensichtlich von Bedeutung – die Gottesdienstbesucherzahlen sinken ständig, aber auch dort wo noch lebendige Gemeinden existieren ist oft die Feier der Eucharistie auf Grund des Mangels an Priestern nicht möglich. Es ist sicher nicht nach Jesu willen, sondern nach zwar schon sehr langer, aber doch zu hinterfragender Entwicklung ausschließlich das Recht eines zölibatär lebenden und geweihten Mannes der Eucharistiefeier vorzustehen. So ist die Erfüllung dieses Wunsches Jesu oft nicht möglich.
Ich bin zwar kein Freund allzu wörtlicher Auslegung der Bibelzitate, aber wenn uns berichtet wird, dass Jesus gesagt hat: „Tut dieszu meinem Gedächtnis“, dann ist wohl zweifellos gemeint, dass es um das Teilen von Brot und Wein geht unter welchen Zeichen er seine besondere Gegenwart im Glauben erlebbar machen wollte und nicht irgendetwas anderes wie z.B.: durchaus auch segensreiche Wortgottesfeiern mit oder ohne Kommunionspendung.
Ich möchte nun an unsere letzte Kirchenvolkskonferenz aus dem Vorjahr anschließen und einige Sätze aus dem Referat von Prof Kirchschläger zitieren:
All diese Notlösungen nur deswegen, weil die kirchendisziplinäre Frage, wer eine Herrenmahlfeier leiten kann, zwar durch Vorschriften und Überzeugungen geregelt ist, die menschlichen Rechts und höchstens halb so alt sind wie die Kirche selbst, denen aber trotzdem mit großer Beharrlichkeit und abseits jeder Dynamik der Vorrang gegenüber der regelmäßigen Feier der personalen Mitte von Kirche eingeräumt wird. Das legt nicht die Tugend der perseverantia, der Beharrlichkeit, offen, sondern ihr Gegenteil, die Verstockung.
Meines Erachtens kann das nicht hingenommen werden. Wenn die Kirche in ihren Leitungsorganen nachweislich durch Jahrzehnte ihre vom Konzil auferlegten Pflichten nicht wahrnimmt. Wenn sie in ihrem Verständnis des so genannten „Amtes“ Ungerechtigkeiten und die Verletzung der gleichen Würde aller Menschen zulässt. Wenn sie nicht nach ihrer eigenen Rechtsordnung agiert, wonach das Heil der Seelen das höchste Rechtsgut ist, sondern menschlich gesetzte Vorschriften diesem Anspruch vorzieht. Wenn sie den zentralen Charakter der christozentrischen Mitte der Kirchen vor Ort missachtet und aufgrund zweitrangiger Rechtssetzung die Kirchen vor Ort in ihrer Lebens- und Glaubensentfaltung behindert. Wenn sie in der Entwicklung von Strukturformen am biblischen Befund vorbei geht, das Kirchenbild des Konzil vernachlässigt und darin theologisches Unrecht setzt. Und wenn sie dies kontinuierlich, durch Jahrzehnte, trotz hörbarem Einspruch der Getauften tut, dann muss das Volk Gottes, das aufgrund seiner in der Taufe geschenkten Geistbegabung „in seiner Gesamtheit nicht irren kann“, selbst handeln. Zwar sieht das Konzil die Handlungseinheit mit den Bischöfen vor. Wenn sich letztere jedoch kontinuierlich verweigern, sind zusätzliche Überlegungen anzustellen.
Soweit mein Zitat aus dem ausgezeichneten Referat von Prof Kirchschläger, das jederzeit in seiner vollen Länge auf der Homepage von „Wir sind Kirche“ nachzulesen ist.
Um also solche weiteren Überlegungen anzustellen sind wir heute hier versammelt. Sicher geht es zunächst darum, das die Amtsfrage und die Strukturfrage zu klären ist. Wie kann im 3. Jahrtausend eine geschwisterliche Gemeinschaft vor Ort und auf der ganzen Welt organisiert werden?
Sicher nicht als Klerikaldiktatur – verzeihen sie den etwas harten Ausdruck.
Sicher nicht unter Missachtung der Gleichberechtigung von Frauen und Männern.
Sicher nicht nur von Menschen die die ehelose Lebensform wählen müssen.
Ein wichtiger Schritt wäre, das Bewusstsein dafür zu stärken, dass es nicht der Priester ist, der zelebriert und mit an Magie grenzender „Weihegewalt“ Brot und Wein in den Leib und das Blut Jesu verwandelt. Es ist die Gemeinde der Getauften, die diese Gedächtnisfeier zelebriert und so sollten auch alle gemeinsam die Einsetzungsworte rezitieren um damit den Glauben zu bekennen, dass Jesus in besonderer Weise unter den Gestalten von Brot und Wein gegenwärtig ist und dass jetzt seinem Auftrag „Tut dies zu meinem Gedächtnis“ gefolgt wird.
Was können, ja müssen wir heute schon tun, damit wir die eucharistische Erosion einbremsen? Trauen sie sich drüber, feiern sie Eucharistie in kleinen Gruppen z. B.: Familienrunden, Jugendgruppen, auf Reisen mit einer Gruppe, Seniorengruppen, aber auch wenn möglich mit der Sonntagsgemeinde, in der Kirche oder an einem anderen geeigneten Ort ob mit oder ohne Priester. Die Taufe ermächtigt uns dazu und es gibt sicher genügend versierte Menschen die solche Feiern vorbereiten und leiten können.
Aber selbst wenn diese Fragen gelöst wären braucht es auch eine ganz intensive Beschäftigung mit der Sprache der Liturgie, die weitgehend kaum die Sprache der Menschen ist, die sie in ihrer Existenz berühren und ansprechen kann. Aber auch die in der Liturgie transportierten Gottesbilder, die Opferfrage, was bedeutet Erlösung, was verlangt christliches Engagement in Gesellschaft und Umwelt etc. Erst wenn die Fragen des Lebens der Menschen in der Liturgie wieder zur Sprache kommen und gemeinsam geführt durch den Heiligen Geist auch Antworten gesucht und hoffentlich auch gefunden werden, kann das Zusammenkommen der Getauften zur Feier des Herrenmahles vielleicht wieder attraktiver werden.
Ich darf sie zum Schluss noch auf eine kleine Broschüre hinweisen, die eine Gruppe von unter der derzeitigen Situation der Liturgie leidenden (leider nur Männer) verfasst hat und wo zu den oben angesprochenen Fragen Anregungen versucht werden. Darüber hinaus ist geplant Vorschläge von erprobten alternativen eucharistischen Gottesdiensten, Texte, Ablaufvorschläge, und Hinweise wo schon brauchbare Texte zu finden sind, zur Verfügung zu stellen. Sie finden diese Broschüre draußen am Büchertisch gratis! Greifen sie zu!
Und die bei uns beliebte Frage: „ Ja derfens den des? Ist zu beantworten: Ja wir dürfen das! auf Grund unsere Taufe und gehorsam der Bitte Jesu: „Tut dies zu meinem Gedächtnis“. Danke!