Reformgruppen mit internationaler Resonanz sind in Österreich schon vor Jahren entstanden. Das Kirchen­­­­­volksbegehren nach der Missbrauchsaffäre um den Wiener Kardinal Groër hat 1995 über 500.000 Unterschriften gesammelt. Die Plattform „Wir sind Kirche“ trägt die Forderungen weiter: Aufbau einer geschwisterlichen Kirche, volle Gleichberechtigung von Frauen in allen kirchlichen Ämtern, freie Wahl zwischen zöli­ba­tärer und nicht-zölibatärer Lebensform und eine positive Bewertung der Sexualität. In Deutschland gab es dafür 1,8 Millionen Unterschriften. Schon lange besteht die Vereinigung der „Priester ohne Amt“. Ebenfalls eine Initiative aus Österreich ist die „Pfarrer-Initiative“ mit überein­stimmenden Anliegen, die sich im April 2006 konstituiert hat.

Eine neue Stoßrichtung

Die Laieninitiative ist denselben Forderungen verpflichtet, arbeitet mit den anderen Reformgruppen zusammen, bedient sich aber einer eigenen Stoßrichtung. Aus der bitteren Erfahrung, dass die Amts­kirche seit fünfzig Jahren alle Reformvorschläge ignoriert hat und meint, sich über die Meinung der Kirchenmitglieder hinweg­setzen zu können, ziehen wir den Schluss, dass nur konsequenter Widerstand weiterhilft.

Nachdem sich die Laieninitiative am 20. Jänner 2009 mit einem "Memorandum" der Öffentlichkeit präsentiert, am 3. April 2009 als Verein konstituiert und einen Vorstand gewählt hatte, zeigten schon die ersten Aktionen das geplante strategische Vorgehen: Im Juni 2009 übergab die Laieninitiative Kardinal Schönborn ihre Forderungen. Zwar wurden alle Unterlagen nach Rom weiter­geleitet, aber wie üblich gab es keinerlei Reaktion darauf. Die Amts­kirche kann sich nur deshalb so unquali­fiziert verhalten, weil sie dabei von einem völlig veralteten Kirchen­recht gedeckt ist. Eine Enquete am 20. November 2009 gemeinsam mit den anderen Reformgruppen erließ ein Wiener Manifest zur grundlegenden Reform des Kirchen­rechts. Ihm folgte im Frühjahr 2010 der Aufruf zum loyalen Wider­stand, der mit dem Tragen des Abzeichens der Laieninitiative zu Pfingsten öffentlich bekundet wird.

Politisch aktiv

Die Laieninitiative sucht von Beginn an den unmittelbaren Kontakt mit den Verantwortlichen. Ein Briefwechsel mit dem Grazer Bischof Kapellari endete zuletzt ohne Antwort. Die Bischöfe Klaus Küng (St. Pölten) und Ludwig Schwarz (Linz) luden uns zu kontroversiellen Gesprächen ein. In einer Vorsprache bei Außen­minister Spindelegger erinnerte die Laieninitiative daran, dass die Regierung bei der Ernennung neuer Diözesan­bischöfe politische Einwände vorbringen kann. Solche Einwände müssten nach unserer Überzeugung gegen Personen erhoben werden, deren Überein­stimmung mit den Grundwerten einer pluralistischen und freiheit­lich-demokra­tischen Gesellschaft nicht gesichert ist. Weil dieses Recht jedoch nie genutzt wurde, kam es immer wieder zu Fehlleistungen in der autoritären Ernennungspolitik des Vatikans.

Gemeinsam mit den anderen Reformbewegungen hat die Laieninitiative eine Entschließung zum Thema Bischofsernennungen veröffentlich und auf einer eigenen Website eine Aktion Bischofsernennung gestartet. Mit einem Aufruf zur Eigenverantwortung haben sich Laieninitiative und die Plattform „Wir sind Kirche“ mit der Pfarrerinitiative solidarisiert und in zwei Offenen Briefen die Vorgangsweise der Amtskirche kritisiert.