Altkatholiken-Kongress 2018 in Wien

Workshop 17 „Reform oder Austritt“

 21. September 2018,  14:00 Uhr bis ca. 16:30 Uhr, Salesianergasse 24, 1030 Wien

Leitung: Dr. Peter Pawlowsky, 12 Teilnehmer laut Liste

Die Einladung zu diesem Workshop erging von der Kongressplanung an die „Laieninitiative“ als einer der Reformbewegungen in der Römisch-katholischen Kirche. Unter den 12 Teilnehmern waren zwei Vertreter der „Laieninitiative“, außerdem der Leiter des Workshops, einer von der Reformbewegung „Wir sind Kirche“, zwei von der Griechisch-orthodoxen Kirche sowie ein römisch-katholischer Priester und Ordensmann. Die übrigen Teilnehmer gehörten der Altkatholischen Kirche an und kamen aus Österreich, aus den Niederlanden und aus Deutschland; ein Teilnehmer kam aus Polen.

Altkatholisches Selbstverständnis

Der Ablauf begann mit den Selbstdarstellungen der Altkatholiken und der Römisch-katholischen Reform­bewegungen. Da praktisch alle anwesenden Altkatholiken ursprünglich römisch-katholisch waren, ging es vor allem und die Motive des Übertritts. Der oft genannte Heiratswunsch von Priestern spielte mit, stand aber nicht im Vordergrund. Vielmehr erschien vielen das autoritäre System der römischen Kirche zunehmend unerträglich. Die Einsetzung von Bischöfen ohne Mitsprache der Gläubigen in der Diözesen, die Einsetzung von ungeeigneten Pfarrern, die das bis dahin das gute Einvernahmen in Pfarren zerstörten, das waren Erfahrungen, die zum Übertritt drängten. Vor allem aber war die Diskriminierung von Frauen in der römischen Kirche für viele Christen, nicht nur für Frauen, unerträglich. Eine Kirche, die sich nicht an die Menschenrechte hält, sollte nicht weiter unterstützt werden.

Theologisch war der Ursprung der Altkatholischen Kirche mit dem Beschluss über das Unfehlbarkeitsdogma beim 1. Vatikanischen Konzil von 1870 gegeben. Aber schon davor entstand in den Niederlanden eine neue Kirche, seit im Jahr 1700 ein rechtmäßig vom Domkapitel gewählter Bischof von Utrecht von Rom nicht anerkannt wurde. 1889 schlossen sich dann diejenigen, die die Beschlüsse des Vatikanischen Konzils ablehnten, zur Utrechter Union zusammen.

Warum Römisch-katholisch bleiben?

Im Gegenzug versuchten die Teilnehmer aus den Römisch-katholischen Reformbewegungen zu begründen, warum Sie die Kirche nicht wechseln wollten, obwohl ihre Bemühungen um Reformen bisher wenig Erfolg hatten. Als Gründe wurden angegeben: Die Beheimatung in einer konkreten Gemeinde, in der die Bekanntschaften und Freundschaften die autoritären Strukturen der römischen Kirche vergessen lassen, solange sie nicht unliebsam in das Gemeindeleben eingreifen. Papst Franziskus hat die Gesprächsmöglichkeit erweitert und ein Klima geschaffen, in dem Eigeninitiative, auch abweichend von den Vorschriften, geduldet wird. Für den Verbleib in der römischen Kirche zählen weiter frühe Prägungen, die die Zugehörigkeit zu dieser Kirche zur fraglosen Selbstverständlichkeit gemacht haben, auch wenn heute Reformen dringend gewünscht werden.  Immerhin haben viele römische Katholiken prägende Erfahrungen mit einzelnen glaubwürdigen Christen und charismatischen Priestern gemacht und wollen deshalb die positiven Linien ihrer Geschichte nicht abbrechen. Wenn aber weiter Reformen verweigert werden und die reaktionären Kräfte die Oberhand gewinnen sollten, sah ein Teilnehmer für sich persönlich durchaus die Möglichkeit zum Übertritt zur Altkatholischen Kirche.

Ökumene und offenes Gespräch

Ein solcher Übertritt wird von denen, die ihn vollzogen haben, nicht nur als Abbruch empfunden. Das hängt mit der ökumenischen Offenheit der vielen altkatholischen Landeskirchen zusammen, die Abendmahls­gemeinschaft untereinander und mit den Kirchen der Reformation und der anglikanischen Kirche unterhalten. Dazu kommt, dass die Sakramente der Römischen Kirche in der Altkatholischen ebenso gelten, während anderseits die römischen Einschränkungen (Scheidung und Wiederverheiratung, Zölibat, Verbot von Ämtern für Frauen usw.) wegfallen.

Die Gespräche im Workshop 17 sind in ganz offener Atmosphäre verlaufen.  Man kann sagen, dass wir voreinander viel gelernt haben und nun die verschiedenen Motive besser verstehen, die zur Wahl der einen oder der anderen Kirche führen. Dass der politische Einfluss auf die Konfessionen in der westlichen Welt weitgehend weggefallen ist, macht mehr denn je das Zusammenleben und den Austausch auf der Basis gemeinsamen christlichen Glaubens verschiedener Gemeinden und Konfessionen möglich.

Zu den Photos vom Workshop

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