Freigestaltete Gedächtnisfeier

In dieser Zeit besteht besonderer Bedarf für Gottesdienste im kleinsten Kreis, das werden nun oft Familien sein. Die Weihe, die wir durch die Taufe erfahren haben, legitimiert uns dazu. Dies ist eine Zäsur, die nur mehr die älteren unter uns (die derzeit als Risikogruppe gelten) von der Zeit der Kirche in kommunistisch regierten Ländern mitbekommen haben. Leider wurden wir duch die immer noch wirksame monarchistische Verfassung der Kirche nicht im eigenständigen Tun geschult. Dabei hat Jesus es uns so leicht gemacht: In seinem Auftrag „Tut dies zu meinem Gedächtnis“ war keine Rede davon, dass dies nur „gültig“ ist, wenn ein Kleriker den Vorgang leitet. Für alle, die eine freigestaltete Gedächtnisfeier noch nie erlebt haben und sich das daher nicht wirklich vorstellen können, gibt es seit der KirchenVolksKonferenz 2019 im Kardinal König Haus eine Broschüre als Handreichung, die mittlerweile auch von einer eigens dafür implementierten Website heruntergeladen werden kann: www.gedaechtnisfeier.eu

Es muss aber darauf hinweisen, dass eine solche freigestaltete Gedächtnisfeier laut Kirchenrecht nicht als Eucharistiefeier gilt. Umgekehrt ist aber in der Bibel keine Rede davon, dass eine Eucharistiefeier von einer einzelnen Person zelebriert werden kann bzw. soll. Genau das ist aber der Auftrag der Erzdiözese Wien an die geweihten Priester. Das erinnert an eine gefangene Maus, die man in ein Laufrad setzt – sie wird dadurch müde, kommt aber keinen Meter weiter.

Es wäre sinnvoller, einen kompletten Verzicht im Rahmen einer Fastenordnung, die zum Corona-Ausnahmezustand passt, zu ersetzen. Natürlich ist die Aussage „wenn zwei oder drei in meinem Namen beisammen sind“ nicht unbedingt an ein physisches Beisammensein gebunden und eine Fernsehübertragung einer Messe kann für alleinstehende ältere Personen sinnvoll sein. Das Zelebrieren von Eucharistiefeiern bei komplettem Fehlen einer Gemeinschaft Gläubiger ist es aber sicher nicht.

Der Aufruf „in den Häusern das Brot zu brechen“ soll jedoch nicht generell Gemeindegottesdienste ersetzen. Auf Dauer würde der wichtige Aspekt fehlen, dass durch liturgische Feiern die Gemeinde „auferbaut“ wird, also Gemeinschaft gestärkt und vertieft wird. Pfarreien sind Orte der Solidarität und der Nächstenliebe. Und Jesus verbindet sich in der Eucharistie nicht nur mit uns, sondern auch uns untereinander. Nach dieser Quarantäne-Zeit werden wir die gemeinsamen Feiern wieder besonders schätzen.

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